Die schwedische Info-Broschüre, die wir Euch zum Download empfehlen, enthält viele gute Tipps, die in anderen Broschüren dieser Art anders vorkommen oder nicht erwähnt sind. Wir haben den Bereich für die individuelle Vorbereitung übersetzt und bringen Euch hier die wesentlichen Punkte:
Vorbereitung zu Hause
Tragen Sie zur kollektiven Vorbereitung bei, indem Sie mindestens eine Woche lang alleine zurechtkommen. (Aus unserer Sicht ist eine Woche zu wenig, wir empfehlen einen Monat).
Passen Sie die Ratschläge in den Checklisten an Ihre spezifischen Bedürfnisse und Ihre Situation an. (Das ist ein wichtiger Punkt. Die Tipps müssen auch für Personen gehen, die in der Stadt in einer kleinen Wohnung leben – auf dem Land hat man das Vorratsproblem meist weniger).
Vielleicht können Sie einige Dinge mit anderen teilen – zum Beispiel mit Ihren Nachbarn. In Krisen- oder Kriegszeiten müssen wir uns alle gegenseitig helfen.
Bereiten Sie sich im Voraus vor, damit Sie nicht losrennen müssen, wenn etwas Ernstes passiert.
Wasser
Sie benötigen mindestens drei Liter Wasser pro Tag, hauptsächlich zum Trinken und Kochen. Im Falle eines Trinkwassermangels kann Ihre Gemeinde öffentliche Wassertanks bereitstellen. Sie müssen jedoch trotzdem etwas Wasser für Notfälle zu Hause aufbewahren.
- Besorgen Sie sich Wasserbehälter oder Eimer mit Deckel zum Auffangen von Wasser.
- Kaufen Sie Wasser in Flaschen oder füllen Sie Vorratsbehälter.
Bewahren Sie Wasser an einem dunklen und kühlen Ort auf. Überprüfen Sie ein- oder zweimal im Jahr, ob das Wasser ungewöhnlich schmeckt oder riecht. Wechseln Sie das Wasser bei Bedarf. - Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob das Wasser trinkbar ist, kochen Sie es, bis es sprudelnd kocht.
Lagern Sie Wasser in Plastikflaschen und legen Sie diese in Ihren Gefrierschrank. Die Flaschen können als Eisbeutel verwendet werden, wenn der Strom ausfällt. Wenn das Eis geschmolzen ist, können Sie das Wasser trinken. Füllen Sie die Flaschen nicht bis zum Rand – sie können beim Gefrieren platzen.
Wärme
Die Innentemperatur in Ihrem Zuhause sinkt schnell, wenn im Winter der Strom ausfällt. Versammeln Sie sich in einem Raum, hängen Sie Decken vor die Fenster und bedecken Sie den Boden mit Teppichen. Hilfreiche Dinge, die Sie zu Hause haben sollten:
- Warme, wetterfeste Outdoor-Kleidung, Kleidung aus Wolle, dicke Socken, Mützen, Handschuhe und Schals.
- Decken, Isomatten und Schlafsäcke.
- Alternative Wärmequellen, die keinen Strom benötigen – zum Beispiel ein Gas- oder Paraffinofen.
- Kerzen, Teelichter und Brennstoff für Wärmequellen.
- Streichhölzer, Feueranzünder und ein Feuerlöscher.
Wenn Sie alternative Wärmequellen verwenden, treffen Sie bitte die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen. Öffnen Sie ein Fenster, um atembare Luft hereinzulassen, und schalten Sie die Wärmequellen vor dem Schlafengehen aus.
Kommunikation
Sie müssen Nachrichten und wichtige Informationen von Behörden empfangen können. Sie müssen auch mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben können. Wichtige Geräte, die Sie zu Hause haben sollten:
- Radio mit Batteriebetrieb, Solarpanel oder Aufziehmechanismus.
- Ausreichend Ersatzbatterien.
- Mobiltelefon und mindestens eine aufgeladene Powerbank.
- Telefonladegerät fürs Auto.
- Wichtige Telefonnummern auf Papier.
Die öffentlich-rechtlichen Sender sind die offiziellen Kanäle für Notfallinformationen. Sie werden auch im Krisen- oder Kriegsfall senden. Aus Erfahrung mit verschiedenen Krisen wissen wir allerdings auch, dass die öffentlich-rechtlichen Kanäle oft sehr spät reagieren.
Lebensmittel
Sie brauchen Lebensmittel, die sättigend und energiereich sind und bei Zimmertemperatur sicher gelagert werden können. Kaufen Sie Lebensmittel, die schnell zubereitet werden können, wenig Wasser benötigen oder sofort verzehrt werden können.
Beginnen Sie mit dem Aufbau Ihres Notvorrats, indem Sie beim normalen Einkauf einfach ein oder zwei zusätzliche Artikel kaufen. Geeignete Lebensmittel, die Sie zu Hause aufbewahren sollten:
- Haltbare Lebensmittel: Getreide, Müsli, Nudeln, Reis, Couscous, Instant-Kartoffelpüree, Milchpulver, Tortillas, Knäckebrot, Cracker, Salz und Gewürze.
- Konserven: Tomaten, Gemüse, Obst und Fertiggerichte.
- Proteinreich: Getrocknetes oder konserviertes Fleisch und Fisch, Kichererbsen, Bohnen, Linsen und Käse in der Tube.
- Fettreich: Speiseöl, Pesto, sonnengetrocknete Tomaten in Öl, Tapenade, Erdnussbutter, Nüsse und Samen.
- Energiespender: Fruchtpudding, Marmelade, Schokolade, Honig, Proteinriegel und Trockenfrüchte.
- Getränke: Kaffee, Tee, heiße Schokoladenmischung, Blaubeer- und Hagebuttensuppe, Saft oder Milch.
- Essen für Kinder: Haferbrei, Säuglingsnahrung, Haferflocken und Babynahrung.
Verwenden Sie verfügbare Früchte und Beeren. Bauen Sie essbare Lebensmittel in Ihrem Garten, auf Ihrem Balkon oder auf einer Fensterbank an.
Geld
Die Möglichkeit, auf verschiedene Arten zu bezahlen, erhöht Ihre Notfallvorsorge. Bargeld ist in Krisen besonders wichtig. Gut zu haben:
- Genug Bargeld für mindestens eine Woche, vorzugsweise in verschiedenen Stückelungen.
- Andere Zahlungsmöglichkeiten – zum Beispiel Debit- oder Kreditkarten und digitale Dienste.
(Wenn der Strom ausgefallen ist, sind andere Bezahlmittel als Bargeld nutzlos, auch Geldautomaten funktionieren dann nicht mehr und so gibt es keine Gelegenheit, auf Bankkonten zuzugreifen).
Toilette
Wenn es kein Wasser gibt – zum Beispiel aufgrund eines Stromausfalls – können Sie Ihre Toilette nicht spülen. Bereiten Sie sich darauf vor, die Exkremente auf andere Weise zu entsorgen und achten Sie auf gute Hygiene.
Sie können in die Toilette urinieren, auch wenn Sie sie nicht spülen können. Werfen Sie benutztes Toilettenpapier in einen Mülleimer oder Eimer mit Deckel.
Um die Exkremente zu entsorgen, legen Sie eine Plastiktüte oder einen Müllbeutel in Ihre Toilettenschüssel oder verwenden Sie eine tragbare (Camping)Toilette oder einen Eimer mit Deckel.
Bedecken Sie die Exkremente mit Kompoststreu oder Sägemehl. Ihre Gemeinde informiert Sie darüber, wo Sie Abfälle entsorgen können. Gut zu Hause aufzubewahren:
- Toilettenpapier.
- Feuchttücher, Handdesinfektionsmittel.
- Windeln, Menstruationsbinden.
- Plastiktüten oder Müllbeutel.
- Kompoststreu oder Sägemehl.
- Eimer mit Deckel.
Um Geruchsbildung zu reduzieren, vermeiden Sie das Mischen von Urin und Exkrementen.
Was man sonst braucht:
- Campingkocher, Gasbrenner, Brennstoff.
- Hausapotheke, Erste-Hilfe-Kasten.
- Streichhölzer, Anzünder.
- Taschenlampe, Stirnlampe.
- Dosenöffner.
- Brennstoff im Autotank, eine geladene Batterie oder geladene Akkus.
Wenn Sie verschreibungspflichtige Medikamente oder Einwegprodukte benötigen – zum Beispiel wenn Sie Diabetes haben –, sollten Sie einen Monatsvorrat Ihrer Medikamente zu Hause haben.
Evakuierung
Bei einem drohenden militärischen Angriff, einer Naturkatastrophe oder gefährlichen Emissionen muss ein Gebiet möglicherweise schnell evakuiert werden.
Evakuierungsanweisungen werden über verschiedene Kanäle bekannt gegeben, darunter zum Beispiel die App Nina. Schalten Sie einen öffentlich-rechtlichen Sender ein und befolgen Sie die Anweisungen der Regierungsbehörden.
Wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihr Haus oder Ihre Wohnung zu verlassen, informieren Sie Ihre Nachbarn. In Ihrer Gemeinde werden Hilfe sowie Notunterkünfte und Nahrung zur Verfügung gestellt, wenn Sie an einem sicheren Ort ankommen.
Mitzunehmende Dinge
Erstellen Sie eine Liste mit den wichtigsten Gegenständen, wenn Sie schnell evakuiert werden müssen und für eine Weile nicht nach Hause zurückkehren können. Besonders gut vorbereitet sind sie, wenn Sie die wichtigen Unterlagen an einem Ort aufbewahren und nicht erst lange danach suchen müssen. Hier sind einige Tipps, was Sie mitbringen sollten:
- Rucksack (am Besten wasserfest)
- Nahrung und Wasser für ein paar Tage.
- Lichtbildausweis, Debit- oder Kreditkarte und Bargeld.
- Medikamente und Hilfsmittel; zum Beispiel Hörgeräte.
- Radio mit Batteriebetrieb, Solarzellen oder Aufziehmechanismus.
- Warme Kleidung, wasserfeste Oberbekleidung und zusätzliche Kleidung.
- Toilettenartikel und Hygieneprodukte.
- Mobiltelefon und Ladegerät.
- Karte, Kompass.
- Wichtige Informationen auf Papier; beispielsweise Telefonnummern und Versicherungsinformationen.
Zivilschutzbunker
Ihnen wird kein bestimmter Zivilschutzbunker zugewiesen – begeben Sie sich zum nächstgelegenen. Deutschland hat in den letzten Jahren die meisten Bunker verkauft oder abgerissen. Man arbeitet jetzt daran, eine Karte zu erstellen, wo Zivilpersonen bei militärischen Angriffen Schutz finden können. Bis diese Karte existiert, liegt es in Ihrer Verantwortung, nächstgelegene Schutzräume zu ermitteln.
Ein Bunker sollte über Wasser und einfache Toiletten verfügen. Wenn Sie Zeit haben, bringen Sie etwas zu essen, warme Kleidung und Toilettenartikel mit. Stellen Sie sich darauf ein, ein paar Tage im Bunker zu bleiben.
In Friedenszeiten können Bunker für andere Aktivitäten genutzt werden. Sie müssen jedoch bei Bedarf innerhalb von 48 Stunden neu eingerichtet und verfügbar sein. Während eines erhöhten Alarmzustands ist der Eigentümer verpflichtet, dafür zu sorgen, dass der Bunker ordnungsgemäß vorbereitet ist.
Bunker sind mit einem Schild gekennzeichnet – einem blauen Dreieck in einem orangefarbenen Rechteck. Dieses Symbol bedeutet, dass die Räumlichkeiten nach dem Kriegsrecht geschützt sind.
Nächster Zivilschutzbunker
Wenn Sie im Falle einer erhöhten Alarmstufe Schutz benötigen, haben Sie das Recht, den Bunker zu betreten, der Ihrem Standort am nächsten liegt.
Suchen Sie Bunker oder andere Schutzbauten in der Nähe Ihres Zuhauses, Ihrer Schule und Ihres Arbeitsplatzes, notieren Sie die Adresse und legen diese Informationen zu Ihrem Notfallgepäck.
Wenn Sie besondere Hilfe benötigen
Personen, die derzeit besondere Hilfe von ihrer Gemeinde erhalten, erhalten im Krisen- oder Kriegsfall weiterhin Hilfe. Sie müssen jedoch weiterhin Notfallvorsorgemaßnahmen entsprechend Ihren spezifischen Bedürfnissen einhalten. Jede Person, die sich selbst vorbereitet und dadurch weniger Hilfe in Anspruch nehmen muss, entlastet das Notfallmanagement.
Sprechen Sie mit Ihrer Familie, Freunden, Nachbarn, Assistenten oder Pflegekräften darüber, welche Hilfe Sie möglicherweise benötigen.
Erstellen Sie einen Krisennotfallplan, der auch wichtige Informationen zu Dingen wie verschreibungspflichtigen Medikamenten und anderen medizinischen Hilfsmitteln enthält.
Bereiten Sie den Transport in eine Notunterkunft oder andere geschützte Bereiche vor.
Nutzen Sie die Bedienungshilfen Ihres Telefons, um die wichtigsten Informationen zu erhalten.
Wenn Sie hörgeschädigt sind, verwenden Sie die NINA-App und schalten Sie Benachrichtigungen ein, um öffentliche Bekanntmachungen zu erhalten.
Wenn Sie sehbehindert sind, verwenden Sie Text-to-Speech-Tools oder Bildschirmlesegeräte, um Informationen von Regierungsbehörden zu erhalten.
Blindenhunde oder Servicehunde sind in Zivilschutzunterkünften erlaubt.
Wenn Sie Haustiere haben
Sie sind im Krisen- oder Kriegsfall für die Pflege und das Wohlergehen Ihres Haustieres verantwortlich. Sorgen Sie dafür, dass Sie zu Hause Vorräte für mindestens eine Woche haben. Im Falle eines Luftangriffs können Sie Ihr Haustier in Schutzbauten wie Keller, Garagen und U-Bahn-Stationen bringen. Wenn Sie Ihr Haustier zu Hause lassen müssen – und es freien Zugang zu Futter hat – lassen Sie zusätzliches Futter und Wasser zurück. Gut zu Hause aufzubewahren:
- Trockenfutter und Wasser in Vorratsbehältern.
- Medikamente für das Tier.
- Ein Käfig oder eine andere Möglichkeit, das Tier zu transportieren.
- Handschriftliche Telefonnummer Ihres Tierarztes, Versicherungsinformationen und Ausweisnummer.
Wenn Sie besorgt sind
Unsichere Zeiten können bei Menschen zu Sorgen und Ängsten führen. Hier sind einige Tipps, wie Sie Ihre Ängste in den Griff bekommen:
- Sprechen Sie mit Ihrer Familie, Freunden, Nachbarn oder einer Organisation für psychische Gesundheit über Ihre Gefühle. Das kann Ihnen helfen, sich weniger allein zu fühlen.
- Engagieren Sie sich – zum Beispiel, indem Sie anderen helfen, ihre Notfallvorsorge zu verbessern. Das kann Ihnen ein Gefühl von Sinnhaftigkeit geben.
- Achten Sie auf Ihre persönliche Gesundheit. Gutes Essen, Schlaf und körperliche Bewegung bauen Stress ab und verbessern das Wohlbefinden.
- Schränken Sie Ihren Nachrichtenkonsum ein. Finden Sie ein Maß, das für Sie funktioniert, und verbringen Sie mehr Zeit mit Dingen, die Ihnen gut tun.
- Suchen Sie professionelle Hilfe, wenn Sie unter schweren Ängsten leiden.
Mit Kindern über Krisen und Krieg sprechen
Kinder unterschiedlichen Alters drücken ihre Sorgen auf unterschiedliche Weise aus. Seien Sie präsent und achten Sie auf Anzeichen von Stress oder Besorgnis.
- Erklären Sie dem Kind die Situation.
- Hören Sie zu und laden Sie zu einem Gespräch ein.
- Sprechen Sie nur über verifizierte Informationen. Vermeiden Sie unnötige Details.
- Wenn Sie nicht alle Antworten haben, seien Sie ehrlich und geben Sie es zu.
- Planen Sie mit dem Kind Aktivitäten, um seinen Fokus zu verlagern.
Das waren die wesentlichen Tipps aus der schwedischen Broschüre. Insgesamt sehr nützliche Tipps, leicht verständlich und von allen Bürgerinnen und Bürgern umsetzbar. Wer diese Tipps für seine Familie und sich umsetzt, hat eine vernünftige Basis-Vorbereitung geschaffen, die zwar nicht alle Möglichkeiten komplett abdeckt, aber schon deutlich mehr ist, als der Durchschnittshaushalt macht.